„Für mich geht heute ein Traum in Erfüllung“, betont der Filmemacher Edgar Reitz vor 120 Gästen bei der Eröffnung des Kinos Heimat. Denn für ihn schließe sich ein Kreis: Dort, wo ab sofort Besucher in 30 Kinosesseln nach Herzenslust Filme sehen können, hat er mit zehn Jahren seine ersten cineastischen Gehversuche gestartet. Eine leere Garage neben dem Elternhaus, eine Wäscheleine, ein Bettlaken und ein von den Eltern geschenkter Projektor waren die Zutaten für die ersten Filmvorführungen des jungen Talentes.
Streifen wirken viel intensiver, wenn man sie gemeinsam anschauen und anschließend darüber sprechen könne. Und wo sei das besser möglich als im Kaffeehaus? Die gemeinsame Vorstellung des Regisseurs und des Café- und Kinobetreibers Alfons Schramer: Die Gäste kommen, bestellen eine Tasse Kaffee, Kuchen und einen Kurzfilm. Schließlich gebe es viele Kurzfilme, die nach Erfolgen auf Festivals in der Versenkung verschwinden würden. Die ersten Kurzfilme sind bereits am Freitag zu sehen.
Der Rathaus-Chef erinnert gemeinsam mit dem Landrat Gregor Eibes an den mühevollen Weg zum Kino. Grundsätzlich habe bereits bei der Eröffnung des Café Heimat im ehemaligen Elternhaus von Reitz vor fünf Jahren der Wunsch im Raum gestanden, in Morbach auch Werke des Filmemachers zu zeigen. Man habe beispielsweise an ein mobiles Kino gedacht. Doch die stationäre Einrichtung in der Biergasse sei rückblickend der „Königsweg“ gewesen. Begeistert zeigt sich Christiane Schleindl vom Bundesverband Kommunale Kinos. Edgar Reitz zeige mit einem ganz neuen Konzept, wie man Kino auf dem Land etablieren könne.
Überschattet war die Eröffnung von einem Trauerfall. Eva Maria Schneider, aus der Heimattrilogie besser bekannt als „Marie Goot“, war am vergangenen Samstag im Alter von 78 Jahren gestorben. Trauerfeier und Beisetzung in Kirchberg lagen nahezu parallel zur Eröffnung. Reitz hatte es sich nicht nehmen lassen, Abschied von der Weggefährtin zu nehmen.