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Eine Quelle, die nie versiegte

17. März 2020

Morbach-Elzerath. Volksfreund-Reihe „Landmarken der Region“: Funde weisen darauf hin, dass sich am heutigen Heidepütz oberhalb von Elzerath wahrscheinlich eine römische Straßenstation und eine Kultstätte befunden haben.

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Auf den ersten Moment unscheinbar wirkt der Heidepütz, eine Lichtung oberhalb der Morbacher Ortsbezirke Heinzerath und Elzerath. Eine Freilandleitung führt über sie hinweg. Die Traumschleife Jakob-Maria Mierscheid führt hindurch. Einmal im Jahr sind dort viele Morbacher zu finden. Sie suchen sich am Samstag vor dem dritten Advent dort ihren Weihnachtsbaum aus.

Doch die Lichtung oberhalb der Römerstraße hat historische Bedeutung, weiß der Morbacher Heimatforscher Berthold Staudt. Denn der römische Dichter Ausonius erwähnte in seinem Gedicht „Mosella“ eine von einer „nie versiegenden Quelle bewässerte Tabernae“, also eine Stelle, an der es immer etwas zu trinken gibt. Das Wort Tabernae finde sich in dem Begriff Taverne für Gastwirtschaft wieder. Wo sich die von Ausonius erwähnte Tabernae tatsächlich befand, darüber seien sich die Fachleute uneinig, sagt Staudt. Es spreche einiges dafür, dass diese sich am Heidepütz befunden haben könne. Denn hier zweigt der jüngere Arm der Ausoniusstraße ab, die nach Neumagen führt. Die ältere direkte Verbindung nach Trier führt über Büdlicherbrück und Fell. „Funde bestätigen, dass es an dieser Stelle eine römische Siedlung gegeben hat“, sagt er. Unter anderem seien 1967 Hausgrundrisse freigelegt worden, deren Mauern bis zu einer Höhe von 60 Zentimetern erhalten gewesen waren. Der Archäologe Marco Schrickel schreibt in der Broschüre „Vorgeschichten an der Hunsrückhöhenstraße“, dass diese Gebäude jeweils mehrere Räume, Herdstellen, Vorratsräume, Brunnen und Keller aufgewiesen hätten. Hinzu kamen Funde von Töpfen, Schüsseln und weiteren Küchengegenständen aus dem vierten Jahrhundert, was darauf hindeute, dass es sich hier um eine kleine Straßenstation an der Strecke von Bingen nach Trier gehandelt haben könnte. Bereits 1957 seien südlich der Römerstraße die Reste einer Villa Rustica, eines landwirtschaftlichen Betriebes dokumentiert worden, die aus dem 2. oder 3. Jahrhundert stammten. Etwa 300 Meter nördlich der Römerstraße erkennt man Quarzitsteine, die den im Volksmund genannten Juden- oder Heidenfriedhof in einem unregelmäßigen Viereck von 80 Meter Länge und 35 Meter Breite begrenzen, was laut Staudt als Felsheiligtum zu deuten sei. Zudem seien Grundrisse eines quadratischen Baus freigelegt worden, der vermutlich ein Tempel gewesen sei und die Vermutung erhärtet, dass sich dort eine Kultstätte befunden hat. Allerdings könne man beim Begriff Heidenfriedhof nicht von einer Beerdigungsstätte im heutigen Sinne ausgehen. Dagegen spreche auch, dass hier keine Gräber gefunden worden seien. Stattdessen handele es sich um eine Fläche, die von einem Zaun oder einer Mauer befriedet gewesen sei.

Bleibt nur die Frage, woher der Name Heidepütz stammt. „Pütz steht für einen Ort, an dem es Wasser gibt, so wie es unser heutiges Wort Pfütze noch ausdrückt“, sagt Staudt. Der Begriff „Heide“ deute häufig auf Funde aus der Römerzeit hin. Die „Nichtchristen“ seien nach dem Ende des weströmischen Reichs an die Stelle der Römer getreten, sagt er.

Was ist eine Landmarke?

Unter Landmarken versteht man außergewöhnliche Formationen im Gelände, die Wanderern zur Orientierung dienen. In der Serie „Landmarken der Region“ werden solche Objekte in der Region vorgestellt. Dabei kann es sich um natürliche, aber auch vom Menschen geschaffene Wahrzeichen handeln, deren Geschichte und Eigenschaften erläutert werden.

Quelle: 17. März 2020, Trierischer Volksfreund, Christoph Strouvelle
Foto: Christoph Strouvelle

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