Kultur

Hunsrück im Fernsehen: Legendäre „Heimat“, digital verbessert

26. Oktober 2022

Mainz/Morbach (ots). Edgar Reitz, der am 1. November seinen 90. Geburtstag feiert, gehört seit Jahrzehnten zu den prägenden Persönlichkeiten des deutschen Films.

Der in Morbach geborene Regisseur Edgar Reitz vor seinem Elternhaus, dem heutigen Café Heimat.

Seine filmische Erzählung „Heimat – Eine deutsche Chronik“ wird vom Fernsehsender 3sat wieder ausgestrahlt (siehe Info) – und zwar in einer digital restaurierten und neu geschnittenen Fassung. In seine Reihe ließ Reitz zahlreiche autobiografische Elemente einfließen und spannte zugleich einen historischen Bogen, der die deutsche Geschichte vom Ende des Ersten Weltkriegs bis in die 1980er-Jahre umfasst.

Im Mittelpunkt von „Heimat – Eine deutsche Chronik“ stehen die Bewohner des fiktiven Hunsrückdorfs Schabbach. Zu Beginn der ersten Folge kehrt Paul (Michael Lesch), der Sohn des Schmieds Mathias Simon (Willi Burger), aus dem Ersten Weltkrieg nach Schabbach zurück. Dort scheint die Zeit stehengeblieben zu sein – und doch ist alles anders. Nach einer unglücklichen Liebe heiratet er schließlich Maria (Marita Breuer). Die beiden bekommen zwei Söhne.

Eines Tages verlässt Paul allerdings sein Zuhause und bleibt zunächst spurlos verschwunden. Die Familie und die Dorfgemeinschaft überstehen die bewegten 1920er-Jahre und schließlich die Schrecken der Nazi-Zeit und des Zweiten Weltkriegs. Nach Kriegsende kommt es zu einem überraschenden Wiedersehen und in den 1950er-Jahren erlebt Marias jüngster Sohn Hermann (Jörg Richter) die große Liebe und eine große Enttäuschung. In den 1960er-Jahren beginnt auch in Schabbach eine neue Zeit und schließlich kommt es 1982 zum finalen Totentanz.

Mit seinen Filmen hat der aus Morbach stammende Edgar Reitz den Heimat-Begriff in Kontrast zu
rechten Ideologien oder eher seichten Vorstellungen des Kinos der 1950er-Jahre neu definiert. „Heimat ist nichts, was man besitzen und festhalten kann“, sagte er erst Ende September in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Es hat ein Element der Sehnsucht und der Trauer, des Verlorenen. Und deswegen gibt es Heimat in Erzählungen als etwas, was Bestand hat.“ Heimat könne trösten oder begleiten, so der Filmemacher. Zugleich betont er: „Aber die wirkliche, die reale Heimat verliert man immer.“

Edgar Reitz entwickelte das Drehbuch zu „Heimat – Eine deutsche Chronik“ ab Ende der 1970er-Jahre gemeinsam mit dem Autor Peter Steinbach. Die Dreharbeiten fanden von 1980 bis 1982 im Hunsrück statt, wobei neben professionellen Schauspielerinnen und Schauspielern wie Marita Breuer, Gudrun Landgrebe, Michael Lesch, Jörg Hube und Karin Rasenack auch zahlreiche Laiendarstellerinnen und -darsteller aus der Umgebung mitwirkten. Kameramann Gernot Roll schuf einzigartige Bilder, die zwischen fiktionalem und dokumentarischem Erzählen, zwischen Schwarzweiß- und Farbaufnahmen changieren.

Am 30. Juni 1984 feierte die Reihe im Münchner ARRI-Kino ihre Premiere. Die TV-Ausstrahlung der elf Teile erfolgte erstmals vom 16. September bis zum 24. Oktober 1984 in der ARD. Im gleichen Jahr wurde die Reihe bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig ausgezeichnet. 1985 kam unter anderem der Adolf-Grimme-Preis mit Gold hinzu. 1992 folgte die 13-teilige zweite Staffel „Die zweite Heimat – Chronik einer Jugend“, zwölf Jahre später „Heimat 3 – Chronik einer Zeitenwende“.

Info

Die Ausstrahlungstermine

Samstag, 29. Oktober:
21.45 Uhr: Folge 1: „Fernweh“ (1919–1928); 23.45 Uhr: Folge 2: „Die Mitte der Welt“ (1928–1933).
Montag, 31. Oktober:
22.25 Uhr: Folge 3: „Weihnacht wie noch nie“ (1935); Folge 4: „Reichshöhenstraße“ (1938).
Mittwoch, 2. November:
22.25 Uhr: Folge 5: „Auf und davon und zurück“ (1938–1939), Folge 6: „Heimatfront“ (1943).
Donnerstag, 3. November:
22.55 Uhr: Folge 7: „Die Liebe der Soldaten“ (1944); Folge 8: „Der Amerikaner“ (1945–1947).
Freitag, 4. November:
22.25 Uhr: Folge 9: „Hermännchen“ (1955–1956).
Samstag, 5. November 2022:
22.40 Uhr: Folge 10: „Die stolzen Jahre“ (1967–1969); Folge 11: „Das Fest der Lebenden und der Toten“ (1982).

Alle Folgen der Staffel sind von Samstag, 29. Oktober, bis Sonntag, 4. Dezember 2022, in der 3sat-Mediathek abrufbar.

Veranstaltungshinweis 

Am 31. Oktober 2022 laden die Gemeinde Morbach und das Café HEIMAT ab 19.00 Uhr ganz herzlich ins Café/Kino HEIMAT zu einer „Jubiläumsfeier“ anlässlich des 90. Geburtstags von Edgar Reitz ein. Der Eintritt ist selbstverständlich kostenfrei. Ab 19.30 Uhr wird das knapp vierstündige Filmepos „DIE ANDERE HEIMT – CHRONIK EINER SEHNSUCHT“ aus dem Jahr 2012, in der Edgar Reitz eine Familiengeschichte im 19. Jahrhundert, zur Zeit der Massenauswanderung aus Deutschland nach Nord- und Südamerika, erzählt, im Kino HEIMAT gezeigt. Sein historischer Kinofilm in schwarzweiß ist dreifach mit dem Deutschen Filmpreis 2014 ausgezeichnet worden, für den „Besten Film des Jahres“, für die „Beste Regie“ und das „Beste Drehbuch“.

Um Mitternacht möchten wir mit Ihnen gemeinsam mit einem Glas Sekt auf den 90. Geburtstag von Edgar Reitz anstoßen.

Quelle: 26. Oktober 2022, Trierischer Volksfreund, Marius Kretschmer
Foto: Günter Endres 

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