Warum investiert Pruß soviel Zeit und Mühe, den Ukrainern zu helfen? „Ich kann solche Leiden nicht ab, da muss ich helfen“, sagt er. Es gehe um Menschen, die vor unserer eigenen Haustür von Krieg betroffen sind.
Mit im Fahrzeug werden dann auch Güter sein, die die Menschen im Morbacher Rewe-Markt Knichel spenden. Inhaber Roman Knichel hat dafür extra einen Container aufgestellt, in den die Kunden Sachen für die ukrainischen Flüchtlinge stellen können. Der Heinzerather Pruß wird diese dann mitnehmen und an Bedürftige verteilen.
„Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist enorm“, sagt Knichel. Immer wieder komme es vor, dass die Menschen im Markt ihm oder seinem Marktleiter Kevin Zöller Geld in die Hand drücken und sagen, sie möchten dafür etwas zusammenstellen, die Marktmitarbeiter wüssten besser, was die Menschen in der Ukraine benötigten. Dazu zählten kleine Summen von ein paar Euro, aber auch größere Beträge wie 100 Euro.
Auch Lieferanten hätten sich gemeldet: Die Mitarbeiter des Marktes erhielten von diesen in diesem Jahr keine Ostergeschenke. Stattdessen bezahlten sie Hilfsgüter wie Babynahrung. Dabei gehe es um vierstellige Beträge und große Mengen von mehreren Paletten.
Diese kann Knichel nicht mehr selbst händeln, sondern lässt sie an eine zentrale Sammelstelle am Flugplatz Hahn liefern, von wo aus der Transport der Güter an die polnische Grenze organisiert wird „Ich kann mir das Elend nicht mit anschauen“, begründet Knichel sein Engagement.
Er betreibt neben seinem Markt auch noch das Boardinghaus mit größeren Appartements und Zimmern. Drei davon hat er unentgeltlich für ukrainische Flüchtlinge zur Verfügung gestellt. In einem Appartement lebt derzeit eine Mutter mit vier Kindern, in einem weiteren eine Frau mit zwei Kindern im Alter von acht und zwölf Jahren. Diesen hat er gesagt, sie können sich bei den gespendeten Sachen bedienen. Doch sie seien so bescheiden, dass sie sich nur das Nötigste nehmen.
„Wenn man den Menschen in die Augen schaut, wird man von deren Elend selbst ergriffen“, sagt er. Die Kinder weinen, die Frau versucht ihren Mann anzurufen, doch der kann sich nicht melden, weil ihre Heimatstadt gerade bombardiert wird. „Wir sind überwältigt von der Hilfsbereitschaft“, sagt Marktleiter Kevin Zöller. Das Mitgefühl gehe durch die komplette Kundschaft.
An einer weiteren Initiative ist der Gonzerather Frank Klein beteiligt, Insgesamt 13 Personen aus dem Großraum Mittelmosel und Hunsrück engagierten sich für Sachspenden an die ukrainische Bevölkerung. Am 18. März fährt ein Bus des Thalfanger Busunternehmens Robert Reisen gen Osten mit Hilfsmitteln. Auf der Rückfahrt sollen 44 ukrainische Flüchtlinge mitgenommen werden. Bis zum 16. März könnten Sachspenden in diversen Edeka-Märkten abgegeben werden, unter anderem in den Edeka-Filialen in Thalfang, Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach. Benötigt würden Decken, sagt Klein. Für die Fahrt zur ukrainischen Grenze werde noch ein Dolmetscher gesucht. Details zur Initiative finden sich auf der Internetseite www.ukrainehilfe-hunsrueck-eifel-mosel.de
Bürgermeister Andreas Hackethal sagt, er gehe davon aus, dass die 19 Ukrainer, die sich derzeit in Morbach aufhalten, nur der Anfang einer großen Welle sind. Im Idealfall würden die Flüchtlinge von der Aufnahmestelle für Asylbegehrende (Afa) in Trier registriert und auf die Kommunen verteilt. „Die Welle wird noch kommen“, sagt er und lobt ebenfalls die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Zwar hätten sich schon Morbacher gemeldet, die Wohnraum zur Verfügung stellen wollen, doch würden weiterhin Wohnungen dringend benötigt.