Morbach. Das Hunsrücker Holzmuseum in Morbach-Weiperath ist in vielfältiger Form ein Ort der Kultur. So finden neben kleinen und größeren Sonderausstellungen immer wieder Veranstaltungen statt, die auch zu Musik und Literatur einladen.
Am Sonntag, den 7.10.2018, gab der Mainzer Chansonnier Sigurd Rentz ein Konzert für die etwa einhundert ehrenamtlichen Mitarbeiter des Museums. Bei einem Besuch hatte den Künstler dieses Engagement so beeindruckt, dass er – auch ohne Gage – ihnen eine Freude machen wollte.
Am Sonntag, den 14.10.2018, wurde ein Buch mit örtlicher Bedeutung vorgestellt: „Doppelfährte“ von Botschafter a.D. Dr. Norbert Heinrich Holl. Der Bezug zum Holzmuseum liegt in der Biographie des Autors begründet. Norbert Heinrich Holl verbrachte direkt nach dem Krieg ein knappes Jahr in Weiperath und besuchte in dieser Zeit die örtliche Volksschule, die sich damals in dem Gebäude befand, das heute das Hunsrücker Holzmuseum beherbergt. Die Orte des Geschehens sind das Dorf Weiperath (Gemeinde Morbach) – im Buch „Weidenroth“ genannt – und die Walholzkirche in der Nähe; sie trägt im Roman den Namen „Wietbuschkirche“.
Die Region, das Dorf und die alte Kirche im Wiesental müssen den Autor damals so beeindruckt haben, dass er einen großen Handlungsstrang des Romans in diesem Teil des Hunsrücks ansiedelte und der wunderschönen Hunsrücklandschaft damit ein Denkmal setzt.
Eine kurze Inhaltsübersicht: Im ersten Teil des Romans schildert der Autor die Mitglieder der Familie Koller in Köln, ihre Lebensverhältnisse, Sorgen und Probleme. Alles läuft scheinbar normal, doch dann verschwindet plötzlich der 76-jährige Vater Franz Koller. Vor allem auf Drängen der Mutter sucht der Sohn nach Hinweisen; schließlich macht er sich im zweiten Teil auf den Weg, seinen Vater zu finden. Vage Spuren führen ihn auf den Hunsrück. Dort stellt er fest, dass sein Vater ein Doppelleben führte. Das ist für ihn unfassbar, es bringt ihn fast aus dem Gleichgewicht.
So entwickelt sich eine Geschichte, die unser aller Leben spiegelt. Dies drückt Onkel Max, ein Freund der Familie, so aus: „Einen Menschen ohne Geheimnisse gibt es nicht. Wenn dir jemand sagt, er hat keine Geheimnisse, dann weißt du, dass er lügt. Oder führst du kein Doppelleben? Jeder Mensch legt manchmal eine Parallelspur … Hast du nirgendwo eine Doppelfährte zurückgelassen?“
Dr. Holl war eigens zu dieser Veranstaltung aus der Bretagne angereist, wo er seinen Lebensabend verbringt. Er war überrascht, noch Weiperather aus „seiner“ Zeit begrüßen zu können. Die Lesung hielt der Berliner Autor und Lektor Matthias Gerschwitz, der das Buchprojekt betreut hatte. Seine Textauswahl und die Zusammenführung der einzelnen Textteile wirkten überzeugend. Sie ermöglichten den ungefähr 40 Besuchern einen klaren Einblick in den Roman, ohne dass zu viel zu verraten wurde. Auch vermochte Herr Gerschwitz durch seine gekonnte Rhetorik und einfühlsame Sprache die Zuhörer regelrecht zu fesseln. Die Anwesenden honorierten das mit lang anhaltendem Beifall und später auch mit großem Interesse am sich schnell leerenden Büchertisch.
Der Museumsleiter, der die Einführung in den Leseabend gegeben hatte, überreichte Herrn Holl und Herrn Gerschwitz als Dank und zur Erinnerung Geschenke, die auch die Arbeit des Holzmuseums widerspiegeln.
Norbert Heinrich Holl: Doppelfährte | Paperback, 248 Seiten | ISBN: 978-3-7528-2063-8 | € 9,00
Quelle: 29. Oktober 2018, Hunsrücker Holzmuseum, Pressemitteilung
Foto: Hunsrücker Holzmuseum
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