Auf dem Merscheider Markt gab es für rund 15000 Besucher viel zu erleben: Vom Rockkonzert bis zum Tiermarkt.
Wer seinen Tierbestand auffrischen will, muss früh aufstehen. Das Angebot an Tieren beim Merscheider Markt schrumpft je höher die Sonne steigt, so begehrt ist vor allem Federvieh. „Wir haben 34 Tierhändler hier, nicht nur aus der Region, sondern auch aus Nordrhein-Westfalen“, sagt Marktleiter Markus Bohn. Dass es allen Tieren gut geht, darüber wacht ein Veterinär.
Die Stars unter den Tieren sind erneut Alpakas, diesmal von den Züchtern Oliver Schuch und Reiner Spengler, die zusammen rund 60 dieser beeindruckenden Kleinkamele aus Südamerika halten. Mit einem Halfter darf man sogar einen kleinen Spaziergang mit Toni, Apollo und Chasper machen. Es sind liebevolle Tiere und geben die vielleicht edelste Wolle, die es gibt.
Ein Pony hat es der vierjährigen Olivie angetan: „Papa, darf ich es streicheln?“ Papa Martijn Kok aus Talling und seine Familie sind aus Hamburg in den Hunsrück gezogen. Er sagt: „Wir haben uns bewusst fürs Dorfleben entschieden.“ Die Familie hält selbst Hühner und frischt ihren Bestand auf dem Markt auf. „Die Kinder sollen sehen, wo Lebensmittel herkommen“, ist ihr Erziehungsziel.
Nur ein Tier, den Haflinger Nordwind (7), braucht die Voltigierabteilung des Turnvereins Morbach, um ihren Sport vorzuführen. „Wir haben hier zehn Kinder im Alter von vier bis elf Jahren“, sagt Trainerin Nicole Schmitt, die so für diesen eleganten Sport werben will. Es sei ein Teamsport von Mensch und Tier und erfolgreich ist der TV damit auch: Beim Turnier in der A-Gruppe wurde er Vierter bei der Landesmeisterschaft in Mainz-Bodenheim.
Dann geht es zu dem Maschinen. 80 historische Traktoren brachten Andreas Schneider und sein Team zusammen.
Die Helfer der Landwirtschaft waren zuvor meist Schrotthaufen, bevor sie von enthusiastischen Schraubern zu neuem Leben erweckt werden. Fast alle kamen auf eigener Achse nach Merscheid.
Auf Äckern am Rande der großen Marktwiese wurde gepflügt, nicht einfach so, sondern mit Präzision. Hier lief der Kreisentscheid im Landeswettbewerb Leistungspflügen der Landjugend. Genau 22 Zentimeter tief muss die Furche sein und schnurgerade.
„Hier zeigen die jungen Landwirte, wie gut sie mit ihren Maschinen umgehen können“, freut sich Bernhard Rodenkirch, Geschäftsführer des Pflügerrates. Schließlich habe erst die Erfindung des Pfluges zur Ernährung eines Großteils der Menschheit beigetragen und sei deshalb von elementarer Bedeutung. Und eins fügt er noch hinzu: „Landwirte sind nicht nur Leute, die Gülle auf den Feldern verteilen.“
Die besten der neun angetretenen Teilnehmer sind Max Bast aus Pleizenhausen und Christian Remmy aus Hoxel. Sie vertreten den Kreis beim Landesentscheid. Der Wettbewerb geht über die Bundesebene bis zur Weltmeisterschaft.
Markus Bohn und seine rund 200 Helfer von der Feuerwehr, dem Musikverein und Heimatverein haben anstrengende Tage.
Das ging am Freitag mit den Konzerten der Midnight Ladies und Axel Fischer schon los. Mehr als 1000 Besucher wollten die Show sehen und machten toll mit. Die Nachtwache konnte sich nicht ausruhen. Alle Tische brauchten neue Folien. Die Bänke mussten alle gereinigt werden.
Seit 1723 hat Merscheid Marktrechte, aber erst seit 1971 wird nicht nur gehandelt, sondern auch gefeiert.
Neben den Tierhändlern sind weitere 125 Anbieter auf die Wiese am Dorfrand gekommen. „Rund 30 Stände wechseln jedes Jahr“, weiß der Marktleiter aus Erfahrung. Immer gibt es viel zu entdecken: Von selbst hergestellten Olivenölen, Senf, Käse bis zu Autopolitur und dem passenden Werkzeug zur Fußpflege. „Es soll ja möglichst für jeden was dabei sein“, erklärt Bohn die Auswahl. Seit vielen Jahren ist der Stand des Fördervereins der Kita Merscheid dabei. Obst, Gemüse, selbst gemachte Marmeladen, Grußkarten und von Kindern bemalte Steine werden hier angeboten. „Mit dem Erlös können wir uns mehr Spielzeug, Aktionen oder Ausflüge leisten, was sonst nicht möglich wäre“, sagt Erzieherin Dany Bastian.
Stammgast ist auch Rabindcerjit Singh Litt, gebürtiger Inder und seit 30 Jahren Textilienhändler. Für ihn ist der Merscheider Markt nicht nur wegen der besonderen Atmosphäre attraktiv, sondern auch: „Weil es hier weniger Konkurrenz für mich gibt.“
Quelle: 10. September 2018, Trierischer Volksfreund, Herbert Thormeyer
Foto: Herbert Thormeyer
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