Tourismus

Morbacher Cineasten müssen sich gedulden

19. Mai 2020

Morbach. Das Café Heimat in Morbach hat seit zwei Tagen wieder geöffnet. Wann das angeschlossene Kino wieder Filme zeigt, ist noch offen. Die Gäste erwartet jedenfalls eine verbesserte Anlage.

„Die Hunsrücker Kulturszene ist um eine Attraktion reicher: Im Kino Heimat werden ab Januar etwas andere Filme gezeigt.“ So schrieb der Trierische Volksfreund im Dezember 2018. Mit einem Fest wurde der Betrieb im kleinsten Kino in Rheinland-Pfalz mit 30 Sitzplätzen Anfang Januar 2019 eingeweiht. Gut ein Jahr später ist das Kino im März und April 2020 wegen der Pandemie geschlossen. Ebenso wie das dazugehörige Café Heimat. Das Café hat an diesem Donnerstag übrigens seinen Betrieb wiederaufgenommen – mit corona-bedingten Einschränkungen. Das angeschlossene Kino bleibt derzeit zu, auch wenn grundsätzlich die Lichtspielhäuser ab dem 27. Mai (der Trierische Volksfreund berichtete) wieder öffnen dürfen.„Wir werden erst wieder Filme zeigen, wenn es wieder Spaß macht, ins Kino zu gehen“, sagt Alfons Schramer, der gemeinsam mit drei Söhnen Felix, Falk und Fabian die Privatrösterei Mondo dell Caffè in Echternach (Luxemburg) das Café und Kino Heimat sowie zwei weitere gastronomische Betriebe betreibt.

Im Morbacher Programmkino spiele das Erlebnis eine große Rolle. Schramer spielt auf die Auflagen wie Abstände und Hygieneregeln an. Eine Person auf zehn Quadratmetern Fläche, das sei in einem Kino mit 30 Sitzplätzen unrealistisch. Allerdings: So lange keine Filme gezeigt werden, könne der Kinoraum für das Café mitgenutzt werden. Einen genauen Zeitpunkt für die Öffnung des Kinos nennt er nicht: „Wir fahren auf Sicht.“ Wenn es sinnvoll sei, zu öffnen, dann sei man allerdings sofort dabei. „Es ist alles vorbereitet. Das Programm steht.“ Überlegungen zur Kostenrechnung spielen bei dieser Entscheidung offenbar keine Rolle. „Wir haben den Standort Morbach nie nach wirtschaftlichen Aspekten betrieben“, sagt der Unternehmer, der aus Irrel in der Eifel stammt. Querfinanzierungen seien in seinem Unternehmen möglich.

Der Name Kino Heimat sei nicht nur deshalb entstanden, weil der Filmemacher Edgar Reitz Pate bei der neuen Einrichtung gestanden habe. Der Begriff „Heimat“ werde inflationär verwendet und stehe in Kontrast zu Globalisierungstendenzen. „Er drückt nach Ansicht des Unternehmers die Sehnsucht der Menschen nach einem überschaubaren und geschützten Umfeld aus. Durch Covid-19 merkten die Menschen zum ersten Mal mit allen Konsequenzen, was es bedeutet, in einer globalen Welt zu leben.

Schramer glaubt, dass „Abschotten und Zumachen nicht hilft“, macht er deutlich und weist auf die Grenzkontrollen zwischen Luxemburg und Deutschland hin, die von diesem Samstag an ausgesetzt werden sollen und die auch sein Unternehmen betroffen haben. Die aktuelle Krise werde Nachwirkungen haben, ist er überzeugt – in politischer, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und künstlerischer Hinsicht. Themen wie Klima und Nachhaltigkeit sollen künftig einen noch größeren Raum im Kinoprogramm erhalten. Die „Heimat“-Schiene mit Werken des in Morbach gebürtigen Filmemachers Edgar Reitz und seinen Lieblingsfilmen werde weitergefahren ebenso wie der Bereich Arthouse (Filmkunst). Fortsetzen will Schramer auch einen regelmäßigen „Reiz-Tag“, an dem es um Filme geht, die zum Nachdenken und Diskutieren anregen sollen.

Das Konzept fürs Kinoprogramm nach der Wiedereröffnung stehe also. An einigen Stellschrauben solle noch nachjustiert werden. Kino zu machen, sei auch ein Lernprozess. Ein Ziel sei es, Filmerlebnisse und Begegnungen zu schaffen. Und diesen Bereich wolle man auch vergrößern. Ebenfalls ausbaufähig seien auch Führungen oder Veranstaltungen mit Gruppen in seiner Rösterei in Echternach, die abends in Morbach mit einer Feier endeten. „Auch ein ganzer Bus aus Nordrhein-Westfalen war im vergangenen Jahr bereits da.“ Er habe ein Team vor Ort, dass „mit Herzblut bei der Sache“ sei. Und die Kooperation mit Hunsrücker Firmen „läuft super“. Schwächen beim Marketing wolle man beheben. Doch grundsätzlich sei er mit dem ersten Kino-Jahr „vollauf zufrieden“. Es gebe in Morbach eine hohe Akzeptanz. Natürlich habe es auch Vorführungen mit wenigen Gästen gegeben. „Nicht jeder Film funktioniert zu jeder Uhrzeit.“

Aber die größte Unwägbarkeit sei das Wetter. Bei schönstem Sonnenwetter würden die Menschen lieber grillen als ins Kino gehen. Sein Team und er haben trotz Kurzarbeit die Zeit seit dem 18. März, als Kino und Café schließen mussten, gut genutzt. Künftig könne auf dem kleinen Raum im Café mehr Ware angeboten werden: unter anderem Biokaffee mit mehr Geschmacksrichtungen. Auch die Cineasten sollen künftig von Verbesserungen profitieren: Man habe technisch aufgerüstet und die Bildqualität verbessert. Und auch die Dolby-Surround-Anlage sei optimimiert worden.

Auf ein Event können sich die Freunde von Kino und Café Heimat jetzt schon freuen: Der regionale DJ Carnage 23 macht seit der Corona-Situation einen täglichen Stream im Internet. Auch ihm ist es, wie anderen Künstlern auch nicht mehr möglich, seinem Beruf nachzugehen. Ursprünglich hat er aus seinem Wohnzimmer gesendet. Mittlerweile ist die Nachfrage aber so groß, das er in unterschiedlichen Locations seine Musik spielt. Unter anderem war der DJ in der Arena Trier, bei Pro Musik, im Theater Trier und im Park Plaza Trier zu Gast.

DJ Carnage 23 streamt am Sonntag, 24. Mai, von 19 bis 21 Uhr seine Musik aus Kino/Café Heimat.

Quelle: 16. Mai 2020, Trierischer Volksfreund, Ilse Rosenschild
Foto: Ilse Rosenschild

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