Das Projekt hat Jahrzehnte gedauert und wird in wenigen Monaten fertiggestellt: Dann verbindet eine 160 Meter hohe und 1,7 Kilometer lange Brücke die neue Bundesstraße 50, die von der Eifel in den Hunsrück führt. Nicht nur der Fernverkehr zwischen den Containerhäfen an der Nordsee und dem Rhein-Main-Gebiet wird damit beschleunigt, sondern auch der Verkehr in der Region. So wird die Wegstrecke Morbach-Wittlich kürzer und schneller werden, da die Durchquerung des Moseltals entfällt. Wie sich das auf Gewerbe, Tourismus, Pendler und Einzelhandel in Wittlich, Bernkastel-Kues und Morbach auswirken wird? Der TV sprach mit Wirtschaftsexperten, Touristikern und Politikern.
In der zweiten Folge der fünfteiligen Serie geht es um die Auswirkungen im Bereich Tourismus.
Morbach: „In den vergangenen Jahren gab es eine Vielzahl von Maßnahmen in der Gemeinde, um Morbach attraktiver zu gestalten. Wir haben ausgezeichnete Wanderwege, eine abwechslungsreiche Landschaft und eine ansprechende Gastronomie. Mit dem Hochmoselübergang wird es gelingen, mehr Menschen, die ohnehin schon die Mosel besuchen, zu einem Abstecher in den Hunsrück zu überzeugen,“ freut sich Morbachs Bürgermeister Andreas Hackethal. Auch Kerstin Thommes, Leiterin der Morbacher Tourist-Information, sieht den Hochmoselübergang positiv: „Aus touristischer Sicht, stehen wir in Morbach dem Hochmoselübergang sehr positiv gegenüber. Wir glauben, dass sich hieraus neue Potenziale und Chancen für unsere Urlaubsregion entwickeln werden.“ Das würde schon beim Bekanntheitsgrad anfangen, der durch die neue Verkehrsanbindung steigen würde bis hin zu neuen Gästegruppen. Das bedeute konkret: Gäste, die bislang ausschließlich die touristisch starke Moselregion besucht haben, könnten dann schnell auch mal einen Tag in Morbach verbringen. „Dabei erhoffen wir uns auch positive Auswirkungen auf unsere touristische Infrastruktur wie beispielsweise in der Gastronomie,“ sagt Thommes gegenüber dem TV. Durch die verkehrstechnische Verbindung der touristischen Regionen, Hunsrück – Mosel – Eifel könnten zudem Synergieeffekte genutzt werden. Thommes: „Wenn wir es schaffen, dem Gast dementsprechende Angebote zu präsentieren profitiert die gesamte Großregion rund um den Hochmoselübergang.
Wittlich: Für Rainer Stöckicht, Pressesprecher der Stadt, bietet der Hochmoselübergang in touristischer Perspektive ebenfalls Potenzial: „Touristisch hat Wittlich als Nahtstelle zwischen Mosel und Eifel gute Voraussetzungen. Das hervorragende Kultur- und Veranstaltungsangebot ist bereits jetzt weit über die Region hinaus bekannt und beliebt.“ Der Hochmoselübergang werde entsprechende Impulse geben, das touristische Potential der Stadt weiter zu entwickeln. Stöckicht: „Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die Fertigstellung des Hochmoselübergangs für die Stadt Wittlich eine weitere Initialzündung bedeuten kann.“
Bernkastel-Kues: Jörg Lautwein von der Tourist-Info in Bernkastel-Kues sieht dem Hochmosel-Übergang gelassen entgegen. „Ich denke, es gibt durch den Hochmoselübergang keine großen Auswirkungen auf den Tourismus. Es könnte aber sein, dass sich der Transitstrom Richtung Süden verlagert und über die B 50 neu fährt.“ In diesem Fall sei es wichtig, schon am Rastplatz an der Brücke die Transitreisenden anlocken. „Dort könnte man sie auf die Schönheit unserer Landschaft aufmerksam machen, um sie für einen Folgeurlaub an der Mosel zu gewinnen,“ sagt Lautwein. Im Vorfeld sei vieles schwarz gemalt worden. Lautwein: „Ich denke, dass manche Touristen die Brücke als Bereicherung sehen, andere stören sich möglicherweise daran – aber das wird sich die Waage halten.“
Die Reichweite
Der Hochmoselübergang hat eine strukturpolitisch herausragende Bedeutung und zählt zu den wichtigsten großräumigen Verkehrsprojekten bundesweit. Mit dieser Verbindung soll auch die westliche Eifelregion besser erschlossen werden. Wie der Landesbetrieb Mobilität prognostiziert, wird das die Sicherung bestehender und die Schaffung neuer Arbeitsplätze erleichtern.
Vor allem der Frachtbereich werde durch die Strecke stark profitieren. Der Hochmoselübergang werde auch in vielen Gemeinden zu einer deutlichen Entlastung von Lärm und Abgasen führen. Und auch das Moseltal wird vom Schwerlastverkehr entlastet. Die Idee, die Wirtschaftszentren und Seehäfen Belgiens an den Ballungsraum „Rhein/Main“ anzubinden, ist nicht neu: Planungen für diese Verbindung begannen bereits im Jahr 1968. Damals war noch eine durchgehende Bundesautobahn (die A 60) vorgesehen. Sie sollte zwischen Steinebrück (Our) an der belgischen Staatsgrenze und dem Raum Bad Kreuznach/Bingen verlaufen. Es folgten drei Jahrzehnte kontinuierlicher Planungsarbeit, während der verschiedene Streckenvarianten erwogen wurden.