Bürger

Un wenn dat Kesselche kocht...

23. Januar 2019

…dann ist die Gemeindeschwester nicht mehr weit. Die Morbacher Strategie „Balkan 2030“ läuft gut. Der Essensservice wird weiter von vielen angenommen. Doch das ist nicht alles.

Jeden Mittag pilgern ältere Menschen in das Bürgerhaus nach Morscheid. Sie sitzen dort, tauschen sich aus, sind einfach nicht alleine. Und besonders wichtig: sie essen. Und das ohne selbst kochen zu müssen.

Denn das „Balkan Kesselche“ stellt die Speisen für die Senioren bereit. „Im Bürgerhaus können die Menschen sich austauschen“, sagt der Ortsvorsteher von Hoxel, Achim Zender. Seit jetzt mehr als drei Jahren bieten die drei Morbacher Ortsbezirke Hoxel, Morscheid-Riedenburg und Wolzburg diesen Mahlzeitenservice an – mit Erfolg.

Nach jetzt etwas mehr als drei Jahren“, sagt Zender, „kann man schon eine belastende Aussage darüber treffen, dass es sehr gut angenommen wird.“ Der Kundenstamm belaufe sich auf um die 25 Menschen, die immer wieder am Projekt teilnehmen. Darunter seien Kunden, die immer mal wieder mitessen, aber auch solche, die jeden Tag kommen. „So sechs bis sieben Menschen essen täglich bei uns“, sagt Zender.

Täglich, dieses Wort wird in diesem Projekt ernst genommen: „Bei uns kann auch an Sonn- und Feiertagen gegessen werden.“ Unter dem Motto: „Eine warme Mahlzeit, ein Problem weniger“ hilft eine Gruppe von etwa 30 Menschen dabei, die Senioren zu versorgen. Großer Helferschwund ist dabei nicht zu erkennen, wie Zender erklärt: „Wir haben eine WhatsApp-Gruppe. Wenn jemand aussteigt, ist sofort ein neuer Helfer dabei.“ Gekocht wird unter der Woche im Bürgerhaus und am Wochenende und an Feiertagen im Altenheim, von Helfern, die bei der Gemeinde angestellt sind.

Doch das Kesselche ist lange nicht alles, was unter Balkan 2030 läuft. Das Projekt unter dem Motto „Zu Hause alt werden“ umfasst unter anderem auch das Notfalldöschen, das an die Bürger verteilt wurde. Dieses Döschen wird in den Kühlschrank gestellt. In der Dose steckt ein Infoblatt, auf dem die Bürger ihre Personalien sowie alle Fakten notieren können, die in einem Notfall von Ärzten und Ersthelfern zu berücksichtigen sind.

„Damit wollen wir sicher stellen, dass die Rettungskräfte im Notfall schnell und richtig handeln können“, erklärt Achim Zender. Über einen Aufkleber erkennen die Helfer, dass der jeweilige Haushalt das Döschen verwendet. Außerdem bieten die Organisatoren einen Besuchsdienst für kranke Menschen an. Wenn jemand ins Krankenhaus eingeliefert wird, dann kann er sicher sein, dass ihn nach drei Wochen der Ortsvorsteher besucht um zu zeigen, dass an ihn gedacht wird.

„Die Menschen freuen sich dann richtig“, sagt Zender. Doch nicht nur die älteren Menschen, sondern auch die jüngsten Bürger werden besucht. An Karfreitag laden die Organisatoren die Neugeborenen zusammen mit den „Rappelkindern“ ein und schenken ihnen eine Rappel. Netter Nebeneffekt: Dadurch stellt die Gemeinde sicher, dass solche Traditionen am Leben gehalten werden.

Ein Projekt, in dem also viel umgesetzt wird. An einer Stelle kämpfen Zender und Co jedoch weiterhin. Es geht um die Gemeindeschwester. Diese Möglichkeit der Hilfe besteht durch das Landesprogramm „Dorfschwester plus“. Dieses könnte nun ausgeweitet werden – zur Freude der Morbacher. „Ich bin optimistisch und hoffe, dass das mit der Gemeindeschwester klappt.“ Die Schwester soll Bindeglied zwischen älteren Bürgern, der Gemeinschaft und etwa öffentlichen Stellen sein. „Viele Senioren haben zum Beispiel Angst, Behördengänge zu erledigen“, sagt Zender. Dabei könne die Gemeindeschwester helfen.

Das gilt auch für Artzbesuche, die im Alter immer häufiger werden. Bisher gibt es im Land Rheinland-Pfalz 18 Gemeindeschwestern, aber noch keine im Landkreis Bernkastel-Wittlich. Ob Morbach eine solche Hilfskraft erhält, darüber entscheidet der Gemeinderat. Achim Zender sieht das nun als zweite Chance, weil man beim ersten Durchgang des Projektes nicht beteiligt war. Er sagt, man habe weiterhin „großes Interesse“ an einer Schwester.

Meinung

Solche Projekte braucht das Land
von Christian Thome

In Zeiten, in denen die Medienlandschaft von schlechten Nachrichten beherrscht zu werden scheint, tun solche Projekte besonders gut. Sich darin zu engagieren zahlt sich auf lange Sicht für jeden aus. Denn bei Engagement ist „wie du mir, so ich dir“ mehr als nur eine Floskel. Das Ehrenamt wird vielerorts unterschätzt. Ob es Feuerwehr, Lebenshilfe oder Balkan 2030 ist: Irgendwann braucht jeder Hilfe. Und dann ist es gut, wenn es das Ehrenamt gibt. Dessen Wichtigkeit ist oft schwer zu verstehen, bis es zu Hause brennt oder man selbst zum Pflegefall wird. Dementsprechend beeindruckend ist es, wie die Ortsbezirke sich einsetzen um den demografischen Wandel erträglich zu gestalten. Eines darf nie vergessen werden: Das ist nicht selbstverständlich.

Quelle: 23. Januar 2019, Trierischer Volksfreund, Christian Thome
Foto: m_huns@volksfreund.de

Suchen Sie Verfügbare Hotels, Pensionen & Ferienwohnungen für Ihren Lieblingstermin!

Akzeptieren
Diese Website verwendet Tracking-Tools. Durch die weitere Nutzung dieser Website stimmen Sie der Verwendung von Tracking-Tools zu. Weitere Informationen.