Zeltingen-Rachtig/Lösnich. Mit einem Tag der offenen Brücke ist das Ende der achtjährigen Bauarbeiten an der Hochmoselbrücke gefeiert worden. Viele tausend Besucher kamen und genossen das Spektakel. Die Organisatoren wurden völlig überrannt.
Den ersten Stau verursacht die Hochmoselbrücke bereits vor ihrer Eröffnung am kommenden Donnerstag, 21. November. Beim Bürgerfest auf dem Bauwerk an diesem Samstag wurden die Veranstalter geradezu überrollt. Statt wie erwartet 5000 bis 10000 zog die Brücke nach Angaben von Michael Denzer von der Stadt Bernkastel-Kues rund 40000 Besucher an.
Zum Bürgerfest hatten die umliegenden Städte und Gemeinden Ürzig, Lösnich, Erden, Zeltingen-Rachtig, Graach und Bernkastel-Kues gemeinsam mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) Trier eingeladen. Schon kurz nach dem offiziellen Start um 10 Uhr waren die vorgesehenen Parkplätze dicht. Die Autos stauten sich weit zurück.
Viele Fahrer parkten den Wagen am Seitenstreifen und gingen kilometerweit zu Fuß. Andere hatten gleich eine längere Wanderung eingeplant. Zum Beispiel Gitte Herz aus Morbach-Hundheim. Sie hatte nach eigenen Angaben das Auto in Longkamp geparkt und war die „gefühlten 15 Kilometer“ zu Fuß zur Baustelle gelaufen. „Das ist der Wahnsinn“, war ihr Kommentar angesichts der Tausenden von Menschen auf der neuen Hochmoselbrücke. Sie wollte sich dieses Ereignis ebensowenig entgehen lassen wie die 25 Mitglieder des Radsportvereins Blitz aus Idar-Oberstein, die der neuen Brücke vor der Eröffnung einen Besuch abstatten wollten. „Das ist ja schließlich ein einmaliges Erlebnis“, sagte Marianne Rothfuss. Das war ohnehin für viele der Beweggrund, dem Großbauwerk einen Besuch abzustatten. Zu Fuß die neue Brücke erkunden, das ist künftig nicht mehr möglich. Denn ab Donnerstag brausen auf den vier Fahrspuren Autos, Lastwagen und Motorräder hinüber. Die Menschen kamen wie gesagt zu Fuß oder per Fahrrad.
Aber sie kamen auch mit E-Roller, Inline-Skatern, Hoch- beziehungsweise Liegerad, im Kinderwagen, Rollator oder Gleitschirm. Sogar ein Ballonfahrer inspizierte die neue Brücke aus nächster Nähe.
Wer sich auskannte, nahm Abkürzungen. Viele nutzten schmale Treppen, die abgesperrt waren, um schneller oben anzukommen. Davor bildeten sich lange Schlangen. „Das war so nicht geplant“, sagte Hans-Michael Bartnick vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) Trier. Denn das sei auch gefährlich. Deshalb wurden die Schleichwege wieder geschlossen. Doch wenig später waren die Barrieren wieder beiseite geräumt.
Auf der Brücke selbst herrschte Volksfeststimmung. Menschen flanierten in Gruppen über die Brücke, kletterten auf die Schutzplanken, um einen Blick in die Tiefe zu riskieren. Viele setzen sich auf die Mittelleitplanke und ließen sich ein oder mehrere Gläser Wein schmecken, dessen Trauben womöglich in nächster Nähe nur rund 160 Meter tiefer gewachsen waren. Andere genossen einfach die Atmosphäre wie Vera und Daniel Jüngling mit den Kindern Frieda und Anton aus Zeltingen-Rachtig. „So eine Veranstaltung müsste man jedes Jahr machen“, schlug Vera Jüngling vor. „Happy Brücke statt wie früher Happy Mosel.“ Da kämen auch bestimmt im nächsten Jahr viele Besucher.
Wer essen oder trinken wollte, musste Geduld mitbringen. Die Standbetreiber, die für das leibliche Wohl der Besucher sorgen wollten, hatten nicht für solche Mengen kalkuliert. Der Glühwein war schon mittags aus. Und auch beim Malteser-Hilfsdienst blickte man bang auf die Gulasch-Kanone, in der sich eine größere Menge Kartoffelsuppe befand. Morgens um 10 Uhr waren es noch 800 Portionen gewesen, sagte Klaus Braband von den Maltesern. Gegen 15 Uhr ging das regionale Gericht zur Neige. Daran, Nachschub zu beschaffen, war angesichts der Staus auf den Zufahrten nicht zu denken. An allen Ständen bildeten sich lange Schlangen. Bemängelt wurden von Gästen auch ein fehlender Shuttlebus und die geringe Zahl der Stände – viele Besucher hätten angesichts des zu erwartenden großen Zulaufes mit besseren Vorbereitungen gerechnet.
Weitere Informationen zur Brücke unter: www.hochmoseluebergang.rlp.de
Die Hochmoselbrücke ist an der höchsten Stelle 160 Meter hoch, 1,7 Kilometer lang und Teil der B50neu, die die Eifel mit dem Hunsrück verbindet. Die 25 Kilometer lange Neubaustrecke hat insgesamt knapp 500 Millionen Euro gekostet. Die Bauzeit betrug insgesamt rund zehn Jahre.
Quelle: 18. November 2019, Trierischer Volksfreund, Ilse Rosenschild, Julia Nemesheimer, Lars Ross
Foto: Christoph Strouvelle
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