Manderscheid/Morbach. Was bedeuten die Farben im Krankenhausatlas für die gesundheitliche Versorgung im Landkreis Bernkastel-Wittlich?
Auf dem Land ist das Leben ein anderes als in der Stadt: Viele Menschen wie auch im Hunsrück, in der Eifel und an der Mosel schätzen das Landleben. Es geht vielerorts nicht so hektisch zu wie in der Stadt, die Mietpreise sind geringer, und man könnte wohl noch viele andere Gründe nennen, die dafür sprechen, auf dem Land zu leben. Doch mit der Entfernung zu den Städten und großen Versorgungszentren nimmt oftmals das Angebot der medizinischen Versorgung ab.
Die Anfahrtsrouten für die Rettungsdienste sind in ländlichen Regionen meist holpriger und länger. Das Statistische Landesamt hat dagegen kürzlich eine Karte machen lassen, auf der zu sehen ist, wie weit man es selbst bis zum nächsten Krankenhaus hat, wenn man sich auf den Weg macht.
Dieses Werk nennt sich „Krankenhausatlas“ und ist im Internet auf der Homepage der Behörde einsehbar. Dabei zeigt dieser Krankenhausatlas ganz konkret die Fahrtzeit in Minuten an, die man von bestimmten Orten zum nächsten Krankenhaus hat. Das ist beispielsweise wichtig, wenn man sich auf den Weg zur Notaufnahme macht oder dort hingebracht wird. Im Kreis Bernkastel Wittlich würde man da wohl meist das Verbundkrankenhaus am Standort Wittlich oder in Bernkastel-Kues ansteuern.
Dabei ist man vom nördlichen Rand des Landkreises bei Manderscheid wohl schneller im Krankenhaus in Daun als in Wittlich. Ähnliches gilt für Bereiche in Traben-Trarbach und Landstriche im Hunsrück, von wo aus man Krankenhäuser anderer Landkreise teils schneller erreicht als Standorte des Verbundkrankenhauses.
Doch egal, in welches Krankenhaus man fährt, manche Bewohner des Landkreises haben dabei einen weiten Weg vor sich (siehe Grafik oben). Denn wer sich den Krankenhaus-Atlas für den Kreis Bernkastel-Wittlich anschaut, der sieht viel Rot, Orange und Gelb, aber weniger Grün und Blau.
Dabei stehen nur die beiden letztgenannten Farben für eher kurze Fahrtzeiten zum nächsten Krankenhaus. Weite Teile des Kreises fallen damit in den unteren Bereich der Skala. Das nächste Krankenhaus erreicht man von dort aus nicht unter Fahrtzeiten zwischen 15 und 30 Minuten.
Der Volksfreund hat sich in diesen orange und rötlich eingefärbten Regionen des Kreises einmal umgehört. Was sagen die Farben im Krankenhausatlas wirklich aus? Bedeuten Orange und Rot katastrophale Zustände, oder ist das alles bloß halb so wild?
Morbach
„Die Erreichbarkeit eines Krankenhauses hat mit der Schließung des Krankenhauses in Morbach zu Beginn der 1980er Jahre natürlich abgenommen“, erklärt Andreas Hackethal, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Morbach.
Wichtig sei aus diesem Grunde, dass die Menschen im Landkreis für den Erhalt der noch vorhandenen Krankenhäuser kämpften, um keine weitere Ausdünnung dieser wichtigen Infrastruktur erfahren zu müssen. „Gleichzeitig geht es verstärkt auch darum, jedenfalls auf der Ebene der hausärztlichen Versorgung Weiterentwicklungen zu erreichen und den Bestand der Arztpraxen auf eine sichere Grundlage zu stellen.
Dies ist tatsächlich eine große Herausforderung, zumal die Nachfolgesicherung ausscheidender Ärzte zunehmend schwerfällt.“ In der Gemeinde Morbach werde daher – mit großer Unterstützung des Landkreises – die Schaffung eines Ärztehauses in der Art eines Medizinischen Versorgungszentrums geprüft, um die Sicherstellung der Grundversorgung zu gewährleisten. Hackethal: „Hier müssen allerdings richtig ‚dicke Bretter’ gebohrt werden.“
Manderscheid
Zwischen den Krankenhäusern in Wittlich, Bitburg, Gerolstein und Daun in der VG Wittlich-Land westlich von Manderscheid weist der Krankenhausatlas ebenfalls rote Landstriche aus. Dabei liegt die Stadt Manderscheid noch so gerade im gelben Bereich.
Wir haben mal Stadtbürgermeister Günter Krämer gefragt, wie er die Entfernungen zu den umliegenden Krankenhäusern und die medizinische Versorgung in der Stadt Manderscheid einschätzt. „Ich darf feststellen, dass das Krankenhaus in Daun 16 Kilometer entfernt und somit von Manderscheid aus schnell zu erreichen ist, ebenso wie das 21 Kilometer entfernte Krankenhaus in Wittlich. Insbesondere der dort stationierte Rettungshubschrauber bietet uns Sicherheit“, sagt Krämer.
Zudem verfüge Manderscheid über eine eigene Rettungswache „und dazu stellen mehrere Ärzte die Grundversorgung für unsere Bürger und im Umkreis sicher.“ Außerdem gebe es in der Stadt eine Apotheke, in der man direkt Rezepte einlösen könne. Krämer: „Ich stelle fest, unsere ärztliche Versorgung vor Ort ist gut, und die Entfernung zu unseren Krankenhäusern in Daun und Wittlich ist durchaus akzeptabel.“
Traben-Trarbach
Orange gezeichnet sind auch Landstriche an der Mosel wie in der VG Traben-Trarbach. Was hat das zu bedeuten? VG-Bürgermeister Marcus Heintel erklärt: „Aus Sicht der Verbandsgemeinde liegen wir, was die Krankenhausstandorte anbetrifft, ziemlich in der Mitte. Bernkastel-Kues und Zell für die Orte entlang der Mosel, Wittlich für das Alftal und die Eifel-Gemeinden sowie Simmern oder sogar Kirn für die Dörfer auf dem Hunsrück. Fahrzeiten zwischen 15 und 30 Minuten sind daher fast für alle Gemeinden die Regel. Wir sind froh, dass wir eine solche Auswahl in regionaler und teils auch fachmedizinischer Hinsicht haben, wir hoffen und erwarten, dass sich dies nicht reduziert, sondern erhalten und bedarfsgerecht weiterentwickelt wird.“
Wichtig sei dabei auch, sagt Heintel, die gesamte medizinische Versorgung in dieser Region im Blick zu haben, dauerhaft zu sichern und alle Akteure miteinander zu verzahnen. Dies sei unter anderem mit dem lokalen Gesundheitszentrum in und für die gesamte VG Traben-Trarbach derzeit in der Diskussion.
Quelle: 01. Februar 2020, Trierischer Volksfreund, Christian Moeris
Foto: TV/Johannes Schramm
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