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Zwischen Brot und Butter und Selbstverwirklichung

08. Januar 2020

Morbach. Der Morbacher Achim Wendel arbeitet als Kameramann und Regisseur. Mit seinen Kurzfilmen hat er bereits viel Anerkennung erworben.

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Auf Stippvisite in der Heimat: Der Filmemacher Achim Wendel bei einer Vorführung seiner Filme im Morbacher Kino Heimat.

Die Einheitsgemeinde Morbach ist offenbar ein gutes Pflaster für Filmemacher. Denn neben Edgar Reitz, der als Regisseur der Heimat-Trilogie international bekannt ist, hat sich mit Achim Wendel ein weiterer Bürger der Einheitsgemeinde dem Medium Film verschrieben, hier insbesondere dem Kurzfilm. „Die Filme, die mir wichtig sind, sind kurz. Was ich zeigen wollte, hat alles in einen Kurzfilm gepasst“, sagt der 43-Jährige, der in der Hölzbach, einem kleinen Weiler zwischen Merscheid und Haag aufgewachsen ist, zu seinen bisherigen Werken.

Wie viele Kurzfilme er gedreht hat? „Bis zu zehn, genau weiß ich es nicht“, sagt Wendel. Mit Pizza Amore, einem 15 Minuten langen Werk, hat er insgesamt zwölf Preise eingeheimst. Der 20 Minuten dauernde Film „London liegt am Nordpol“, herausgekommen 2010 und gedreht im Wittlicher Freibad, ist von der deutschen Filmbewertungsstelle als „besonders wertvoll“ ausgezeichnet worden und wird wegen der darin thematisierten Integration von Behinderten viel in Schulen gezeigt.

Insgesamt genieße der Kurzfilm zu wenig Beachtung und habe keine Bühne, sagt der Regisseur. Dabei würden jedes Jahr bis zu Tausenden dieser Streifen gedreht. „Die Leute sehen Kurzfilm als Übung, für mich ist es ein Genre“, sagt er. Kurzfilme müssten sich nicht am Markt orientieren. „Sie bieten daher viel Platz für Experimente“, sagt er.

Wendel ist ursprünglich gelernter Einzelhandelskaufmann, hat dann aber gemerkt, dass ihm das Filmedrehen mehr Spaß macht und hat die Hochschule für Medien in Stuttgart-Vaihingen besucht, wo er sich auf Regie und Kameraführung spezialisiert hat. „Bei eigenen Projekten führe ich immer Regie, bei Fernsehaufträgen stehe ich hinter der Kamera.“ Für UFA Babelsberg ist er freiberuflich als Kameramann tätig, unter anderem arbeitete er für die Jugendserie Spotlight.

Das Fernsehen unterscheidet sich aufgrund der gegebenen Zwänge erheblich vom Autorenfilm, sagt er. „Fernsehfilme sind so angelegt, dass man sie nebenbei schauen kann. Sie sind den Sehgewohnheiten der Leute angeglichen“, erklärt er. Bei diesen Produktionen sei man ein Rad im System, während man bei eigenen Projekten Visionen umsetzen kann. Statt schneller Schnittfolgen kann man hier auch langsamere, weniger reißerische Szenen drehen. „Das eine ist Brot und Butter, das andere Selbstverwirklichung“, beschreibt er den Spagat.

Obwohl Wendel in Berlin lebt („Das ist wichtig für Kontakte“), ist er sehr mit seiner Heimat verwurzelt und hält sich oft im Hunsrück auf. „Ich lege Wert, viel in Morbach zu sein“, sagt er. 2019 drehte er den neuen Imagefilm für die Einheitsgemeinde. Doch sei man als Filmemacher gezwungen, abzuwandern. „Man hat keine Möglichkeit, in Rheinland-Pfalz zu bleiben, denn hier gibt es keine Filmförderung.“ Dabei wäre es sinnvoll, auch hier im Land solche Mittel bereitzustellen. „Dann entstehen hier Filme“, sagt er.

Derzeit arbeitet Wendel an seinem ersten langen Film. Im Moment schreibt er noch das Drehbuch dazu. Worum es geht, damit hält er sich noch bedeckt. Es handele sich um eine „untypische Liebesbeziehung“, sagt er. Das Projekt sei noch in der Entwicklung und müsse noch reifen. Wann er es realisiert ist noch völlig offen. Wendel: „Ich habe keine Eile“.

Quelle: 08. Januar 2020, Trierischer Volksfreund, Christoph Strouvelle
Foto: Christoph Strouvelle

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